Die Orgel in der Stadtkirche St. Bartholomäus

 

Entgegen früherer Annahmen wurde die Themarer Stadtkirchenorgel nicht von Johann Michael Holland aus Schmiedefeld erbaut, sondern stammt aus der Werkstatt des ebenfalls dort ansässigen Orgelbauers Michael Schmidt. Unstrittig ist aber ihr Erbauungsjahr 1851/52.


Hauptwerk C-f'''

Principal 8'

Bordun 16'

Viola di Gamba 8'

Octave 4'

Bordun 8'

Quinte/Octave 3' 2'

Rohrflöte 8'

Mixtur 2' 5fach

Hohlflöte 8'

Hohlflöte 4'

Cornett 4fach

 

davon alles original, nur Principal 8' z. T. neueren Datums

Oberwerk C-f'''

Geigenprincipal 8'

Lieblich Gedackt 16'

Salicional 8'

Octave 4'

Lieblich Gedackt 8'

Aeoline 8'

Mixtur 3fach

Flaute traverso 8'

Gemshorn 4'

Spitzflöte 2'

 

davon fast alles original, nur Octave 4' z. T. neueren Datums sowie Mixtur rekonstruiert

 

Pedalwerk C-d'

Octavbaß 8'

Subbaß 16'

Violon 16'

Posaune 16'

 

 

Spielhilfen:

Manualkoppel

Pedalcoppel

Calcant



 

 

Im September 2000 wurde die Orgel im Eröffnungskonzert zum "Tag des offenen Denkmals" wieder eingeweiht.

 

Die Firma Rösel & Hercher hatte sie im Vorfeld umfassend saniert und teilweise restauriert.


Historische Ansicht, Foto: Hartmut Haupt
Historische Ansicht, Foto: Hartmut Haupt

 

 

Aus der Orgelgeschichte:

 

Schon 1866 wurde die Orgel von der Ost- auf die Westempore umgesetzt und umgebaut. 1907 nahm Theodor Kühn eine Umdisponierung vor und ein Umhängen der Traktur um einen Halbton. 1922 erneuerte Christoph Müller die Klaviatur, ein Motor wurde 1925 eingebaut.

 


Auf einer hs. Notiz unklarer Herkunft finden sich folgende Informationen: 

 

Stadt Themar. Orgel 

Ao. 1629 d. M. Sept. ist das Orgelwerk gemacht und gesetzt worden durch Andreas Weisen, Bürger und OMr in Meiningen, hat davon [...] sechshundert weniger fünfundzwanzig Gulden und die alte Orgel dran

 

Gott mit uns so ist niemand wider uns (Nachricht in Orgel selbst) 

 

23 Reg, 2 Bälge

Nach alter Art hatte sie ein Rückpositiv, welches aber im Z. 1777 weggenommen und in die Orgel gebracht worden ist. 

 


Aus den Kirchakten


 

Ephorie Themar Nr. 239 III.a 9

 

1867/68

 

 

 

Auszüge aus den Acten des hies. Pfarrarchivs über die frühere Orgel.

 

1) Vereinzelte bläuliche Actenblätter: … Schuster 1704.

 

Die Orgel ist ein altes Werk, wie sie erbauet worden u. wie viel sie gekostet, davon ist keine Nachricht zu erlangen gewesen. Sie hatte nach alter Art ein Rückpositiv, welches aber im Jahr 1777 weggenommen u. in die Orgel gebracht worden. Sonst hat die Orgel 23 Register, darunter 2 ungangbar und 2 Bälge. An der Randseite: bis nach langem Suchen sich endlich nachstehende Nachricht in der Orgel oben gefunden, welche so lautet: Anno 1629 den 11. Septber ist das Orgelwerk gemacht u. gesetzt worden durch Andres Weisen, Bürger und Orgelmacher in Meiningen, hat daran gehabt 500 weniger 25 Gulden frl. u. die alte Orgel dran. Gott mit uns, so ist Niemand wider uns.

 

Anno 1629 den 11. Septber ist dies Gehäus zum Rückpositiv verfertiget, ist damals Organist gewesen Subscribirter; Gott gebe seinen Segen zu seinem Wort reichlich zu predigen, zu lehren u. darnach zu thun. Amen! Johann Müller Organist zu Themar.

 

Anno 1629 den 11. Septbr habe ich Nikolaus Hartmann Schreinergesell das Orgel-Gehäus gemacht zu Themar und hat vierthelbe zwanzig Gülden davon bekommen. Hiermit Gott befohlen. Joh. Nikolaus Hartmann, Schreinergesell.

 

 

 

1698 sollte eine neue Orgel angeschafft werden u. Herzog Heinrich zu Römhild forderte auf, die Aufbringung der Kosten anzugeben.

 

Die alte Orgel wurde aber nur reparirt von dem Organisten Seeber hier, im Jahr 1706, nachher lange trotz vieler Erinnerungen des Coburger Consistoriums, nicht zu dem angesetzten Geld kommen konnte, bis der Orgelbauer Obermüller specificirte Rechnung von 24 Thlr auf 15 Thlr moderirte 1708, so Seeber erhielt.

 

Im Jahr 1702 wurde vom Herzog Heinrich in Römhild das Orgelwerk in der dasigen Hofkirche der hiesigen Stadt angeboten u. contractmäßig für 150 Thlr mit Darangabe der hiesigen Orgel überlassen,

 

Der Vertrag scheint nicht zur Ausführung gekommen zu sein.

 

 

 

 

Geehrte Herren!

 

Infolge der Veränderungen in unserer Kirche sind die beiden Emporen über dem Rathsstande also auch hinter dem Herrschaftsstande bis an die Mauer verlängert worden und es macht sich dadurch auch eine Abänderung hinsichtlich des Herrscherstandes nothwendig. Entweder bleibt der Herrnstand stehen, wie er steht dann muß aber den Betretern der neuen Empore ein Durchgang durch den Herrscher Stand unbedingt gestattet werden – am besten durch die zum Herrschstand führende Treppenthüre, die ofen zu halten ist – an der Mauer hin bis zu der neuen Empore, aber der HerrschStand muß an die Mauer verlegt werden unmittelbar über dem Rathsstande, und die Betreter des HerrschStands müßten dann hinter den Ständen welche auf dem jetzigen Platze des Herrnstands für andere angebracht werden, zu dem HerrschStand gelangen. Das würde nicht blos unbequem für sie sein, sondern die Verlegung des Herrschaftsstands würde mit bedeutenden Unkosten verbunden sein, welche am Ende, da der Stand von der Coburger Herrschaft gebaut u. unterhalten ist, auch von der jetzigen Herrschaft getragen werden müßten, was wahrscheinlich zu Weiterungen führen dürfte.

 

Ich wage daher, zur Annahme des ersten nothwendigen Falles zu rathen, ersuche Sie aber, Ihre Willensmeinung und Erklärung hierunten gütigst recht bald zu erkennen zu geben.

 

Es wurde von einer Seite noch ein dritter Vorschlag gemacht, daß der Herrschaftsstand eingelegt würde und die herrschaftlichen Diener ihre Plätze ohne besondere Abstehung [?] über dem Rathsstande erhielten, wodurch allerdings die ganze Empore von allen Zwischenwänden frei erhalten würde. Auch diesen Vorschlag theile ich Ihnen mit zur gütigen Erwägung

 

Hochachtungsvollst verharrend

 

Themar, den 4. Septbr 1867.

 

F.[riedrich Wilhelm Eduard] Heusinger Oberpfarrer

 

 

 

Wäre ich noch activer Staatsdiener und Justizbeamter hier, so würde ich dafür stimmen, daß der Herrschaftsstand stehen bliebe und den Betretern der neuen Empore hinter demselben ein Durchgang gestattet werde.

 

T, 6/9 67. Schneider

 

Einverstanden mit Herrn Gerichtsrath Schneider.

 

T. 6/9 67 Schmidt

 

dergleichen …

 

 

 

 

 

Zur Nachricht

 

Am 1. Juli 1867 wurden die Bäume, Gerüstbalken und Schrauben zur Zusammenschiebung des Kirchendachs u. des Kirchenhimmels, sowie zur lothrechten Stellung der schiefen Emporsäulen beigeschafft und von Zimmerleuten unter Leitung des hiesigen Zimmermanns Astenus zugerichtet und wurde die oberste Empore auf der Westseite von den Kirchenstühlen geräumet.

 

An demselben Tag d. am 2. Jul. (Dienstag) wurde vom Orgelbauer Schmidt von Schmiedefeld die alte Orgel in der Altarhalle eingelegt und fortgeschafft sowie auch das Chorgerüst-Gebälke weggeschafft wurde.

 

Deshalb mußte nach geschehener Abkündigung am 30. Juni der Gottesdienst in der Gottesackerkirche gehalten werden u. zwar auf unbestimmte Zeit – nach getroffener Verabredung mit H. Diaconus Bohn u. dem H. Schroen laut Protocoll.

 

Am 2. Juli wurden die Bäume in die Kirche geschafft, die Schrauben in und außerhalb derselben aufgestellt, 4 dort u. je 4 auf den Gassen gegen Nord u. Süd der Kirche.

 

Es kam Herr Oberbaurath Döbner mit Zimmermeister Hofmann aus Meiningen gegen Abend und besichtigten u. ordneten das weitere an.

 

Das Befestigen der Bäume auf den Schrauben vom Fußboden der Kirche bis an den Kirchhimmel u. das Befestigen der Bäume auf Schrauben von außerhalb der Kirche durch 4 Kirchenfenster bis an die obersten Emporbalken, sowie das Zuhauen u. Herstellen des Gebälkes u. der Säulen zu dem neuen Chorplatze (Orgelplatz) nehmen die übrigen Tage der Woche in Anspruch.

 

Am Montag, den 8. Juli, begann zuerst das Emporschrauben der innersten Bäume, dann das der äußeren mit großer Behuthsamkeit, daß das Zusammenschieben bei furchtbarem Gekrach, bis um ein Zoll gelang.

 

Am Dienstag wurde fortgefahren u. die Säulen der obersten Emporen dadurch lothrecht gestellt.

 

An demselben Tage wurden die Gruben zum Füll... [Fundament] für die beiden Säulen unter der untersten westlichen Empore, nahe am Haupteingange, wo Weiberstände standen, etwa 4 Fuß tief gegraben und wurde in dem Bo... auf die Kirchners wohnung zw Menschenschädel u. große Knochen (Schienbeinröhren) in der sehr feuchten Erde herausgegraben; daneben standen feste Fundamente (etwa 3 Fuß im Durchmesser) von früheren Säulen und rechts davon wurde der Grund einer Mauer gefunden, welcher sich 6 Fuß von der Kirchmauer von West nach Ost zog. Daraus geht hervor 1, daß unter der ...er in der Kirche Beerdigungsstätten waren – was aber weniger glaublich ist, weil diese gewöhnlich am Altarplatze oder in dessen Nähe als Gewölbe befänden – oder daß vor der Erbauung der Kirche 1484 hier Friedhof war, wofür der Grund der Mauer spricht und die Behauptung vieler, daß die alte Kirchhofsmauer bis an die Reihe der Häuser, wozu das Diaconat gehört, gegangen sei und wahrscheinlich bis in die Nähe des Superintendenturgebäuds sich erstreckt habe; 2, daß früher die Kirche innen steinerne Säulen hatte, auf denen ein Kreuzgewölbe, wie die Altarhalle, ruhte, was wegen Erhöhung der Kirche abgenommen wurde. Für diesen Kreuzbau im gotischen Style spricht die Tür des Haupteingangs, welche eine Spitzbogenform gehabt haben mußte u. sprechen dafür die Fenster auf der Langseite, welche früher ebenfalls Spitzbogenfenster waren. So ist das gewiß einst sehr schöne Gebäude verpfuscht worden, aus Nützlichkeitsprincipien und Mangel an gutem Kirchbaugeschmack.

 

Den 12. Jul. da der Zimmermann Astenus erkannte, daß wegen der besonderen Konstruction des Dachstuhles der anfängliche Plan zum Zusammenhalten des Dachs und Himmels nicht ausführbar sei, so begab er sich gestern zu Herrn Oberbaurath Döbner, welcher anordnete, daß es nach fünffacher Balkenverbindung übers Kreuz von Süd nach Nord im Dachstuhle die Haltbarkeit erzielt werden solle. Deshalb wurden Bäume heute beigefahren und einstweilen zwei Balken heute von Astenus mit großer Anstrengung von außen durchs Dach gebracht u. in die Kreuzform vom unteren Gebälk bis zum Dachgiebel aufgestellt.

 

Am 13. und 15. wurden die übrigen Kreuzbalken (noch 8) angebracht u. mit in die 50 Schrauben mit dem Gebälk des Dachstuhls befestigt. Am 16. wurden die eingelegten hinteren Weiberstühle wieder aufgestellt und unter einige gehoben gewesene Säulen unter der untersten Emporen Grundsteine gebracht.

 

Am 17. brachte Astenus wieder alle Schrauben und Gerüstbalken vor u. in der Kirche weg, zu welcher Arbeit abends Herr Oberbaurath Döbner kam und alle Arbeiten v. Astenius billigte. Ich sprach mit ihm wegen Stellung des Altars u. ...stuhles u. wegen Vergrößerung des Rathsstandes, in welchem auch die Angestellten (Assessores) zu stehen kommen u. der letzteren Stand an die verlegt werden sollen, welche ihre Sitze verloren haben, wodurch nur eine Empore über den Rathsstand zu verlängern sein würde. Auch die Dachfenster zum Lichteinlaßen bei dem Orgelplatze wurden erwähnt, welche Herr Döbner für nicht nöthig hielt.

 

Am 18. Juli kam H. Ob. Döbner aus der Kirche zu mir u. theilte mir mit, daß sie an der Außenseite der Thüren des Schreins, in welchem die geschnitzten Figuren (Geburt Jahr pp) stehen, sehr wertvolle Heiligenbilder auf Goldgrund gemalt, entdeckt habe, welche aus Unwissenheit auf Veranstaltung … mit Kalch überstrichen gewesen seien, u. sie so eben jetzt von einem Arbeiter habe abwaschen lassen. Ich verfügte mich sogleich in die Kirche u. fand den Arbeiter noch mit dem Abwaschen der herrlichen Frauengestalten mit sehr ausdrucksvollen Gesichtern beschäftigt. Herr Kirchner Jung kam dazu u. äußerte, daß vor Jahren der Kirchen...schaft schon diese Bilder … habe und bemerkt, daß noch ein Bild mit einem Hahn dabei sein müßte. Ich ließ von dem Arbeiter die Thüren des oberen Schränkchens etwas vom Kalk reinigen u. siehe, es stellte sich eine Stadt dar, wo über … einem Hause ein großer Hahn schwebte („Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“). So ist alles in der Kirche verpfuscht worden.

 

Am 19. Jul. schickte in Herrn Bürgermeister Fritz ein Gesuch zu, mit dem Gemeinderath zu berathen, daß der Rathsstand erweitert werde in der Breite der Empore (damit der Betreter desselben den Blick auf den Altarplatz u. auf die neue Orgel hätten) u. daß sie die angestellten Diener … aufnähmen u. den Herrenstand verlosen zu können. Damit aber alle, welche ihre Stände auf der obersten Querempore verlieren, wieder Plätze gewinnen, müßte noch Eine der langen Emporen über dem Rathsstande verlängert werden. Die Berathung bald, somit H. Döbner bald die Instructionen ertheilen könne, welcher mir sagte, die Stadtbehörde habe ihm mitgetheilt, wenn die Aemter von hier wegkämen u. der Herrenstand vacant werde, sei die Verlängerung der Emporen überflüssig.

 

Am 20.-27. arbeiteten die Zimmerleute an der Queremporen, besonders am Orgelplatz, aber das Werk wurde zu langsam gefördert, weil Astenus zu wenig Leute hatte.

 

Am 27. Sonnabend hatten die Zimmerleute nicht einmal den Kirchhof von Spänen und Balken geräumt. …

 

Vom 29. (Montag) bis 30. arbeiteten die Zimmerleute gar nicht, unter dem leeren …

 

 

 

als am 30. Jul. Orgelbauer Schmidt ein Fuder des Orgelwerks schickte, welches abends fast nicht an der Kirche vor Stangen u. Balken vorfahren konnte. Dieser Theil der Orgel wurde im Herrenstand und in der Altarhalle untergebracht. H. Bürgermeister sagte, daß H. Obaur. Döbner morgen den 31. kommen wolle.

 

Den 31. Jul. kam H. Ob. Rath Döbner, der Gemeinderath in pleno u. ich begleitete ihn in die Kirche; Herr Bürgermeister Fritz kam später, ohne meine besondere Einmischung wurde beschlossen, die beiden Emporen auf der Nordseite zu verlängern; das Herzurücken des Rathsstandes blieb unentschieden; die Treppen auf die unteren Emporen sollten neu werden, dann auf meine Vorstellung auch die oberen Emporen. Es wurde mit Astenus verhandelt, daß er mit Zugabe alles Materials alle neuen Treppen – 64 Stufen, à Stufe 1 Kronenthaler herstellen solle.

 

Vom 1. August bis 3. August wurde das Gerüst von den Maurern (Rommel) u. Tüchern zum Ausmauern des alten Balggewölbes in der Altarhalle und zum Weißen derselben errichtet u. gezimmert – die Schreiner mit den Heiligenbildern u. Figuren über dem Rathsstand abgenommen u. in die Sakristei gebracht, und die Emporen zu verlängern, wozu sämtliches Gebälke zugehauen wurde; auf den neuen Orgelplatz bis auf die Brüstung wurde fertig.

 

Vom 10. bis 15. Aug. wurde die Kirche, nachdem die Brüstung hergestellt u. das Gebälke zu den neuen Emporen zugehauen war, etwas gereinigt; viel Holz verstrichen; die Fenster von den Glasern zum Putzen zum Theil ausgenommen.

 

Vom 16. bis 21. Aug. arbeiteten die Zimmerleute nicht hier, sondern in Trostadt, worauf die Arbeit sehr verzögert wird. Der Orgelbauer, welcher schon in voriger Woche kommen konnte, läßt nichts von sich hören u. sehen.

 

Anfang September traf ein Brief von Schmidt ein, daß er in der Woche vom 1. bis 7. Septbr kommen werde, aber heute am 5. ist er noch nicht hier. - In dieser Woche wurden die neuen Emporenstücke und der vorgerückte Rathsstand vollendet. Am 4/5 Septbr richtete ich eine Zuschrift an die Betreter des Herrschaftl. Standes, H. Gerichtsrath Schmidten, H. Amtsverwalter Schmidt, H. Förster Artus, anfragend, ob ihr Stand so bleiben u. der Durchgang zur neuen Empore gestattet werde, oder zunächst verlegt an die Mauer über den Rathsstand werden solle. - Der Tüncher Rommel arbeitet sehr langsam an dem Kreuzgewölbe u. den Wänden der Altarhalle.

 

Den 12. Septbr kam der Orgelbauer Schmidt u. brachte wieder von der neuen Orgel mit, mit der Zusage, die nächste Woche also hier zum 19. zum Aufrichten der Orgel zu kommen.

 

Am 19. Septbr kam wieder eine Fuhre Orgelwerk, aber Schmidt nicht. - Seit einigen Tagen arbeitet Astenus nicht mehr in der Kirche an den Emporen u. dem Rathsstand, weil ihn Herr Bürgermeister Fr. kein Geld mehr auszu... lasse; er wolle erst wissen, ob Astenus so viel verdient habe, worüber H. Oberbaurath Döbner entscheiden solle. So vergeht die kostbare Zeit. Oh!!!

 

Den 21. Septbr (Sonnabend) kam Herr Obaurath Döbner, zeigte seine Zufriedenheit mit der Arbeit von Astenius, aber nicht mit der des Tünchers Rommel (der zu langsam arbeitet) u. es zeigte sich, daß Astenius noch Gut hatte. H. Döbner gab sich in Gegenwart des H. Bürgermeister an, das von Maurer Räder der Altarplatz (die Steinplatten) bis zu der Wölbung der Altarhalle zu rückversetzt, u. die obersten Weiberstühle weiter in das Schiff herein gerückt werden, so daß der Gang verengt werde. Von Räder wurde in diesen Tagen die innere Kirche bis zum Himmel, der bläulich angestrichen werden soll, ausgeweißt.

 

Am 23. (Montag) kam der Orgelbauer Schmidt mit etwa 5 Leuten u. fingen die Aufrichtung der Orgel an, brachten aber bis zum 2. Oktbr blos das äußere Gehäuse zustande u. gingen an diesem Tage nach Hause um weitere Vorbereitungen zu treffen.

 

Den 7. u. 8. Oktbr. legte Rommel das Gerüste in der Altarhalle ein, weil ihre Verschönerung – wohl gerathen – vollendet ist – Nur mit den Communicantenständen ist eine Abänderung zu erwarten, die Bildnisse anzubringen, u. Altar, Taufstein u. Epistelstuhl sind anzubringen, wenn Räder das Platten besorgt hat – dieser weißt noch am Kirchhimmel, an dem mit Tapetenpapier die Fugen verklebt werden.

 

Vom 21. bis 25. Oktbr arbeitete Räder an dem Plattenlegen in u. vor der Altarhalle, u. Schreiner Heller jun. erhielt die Herstellung des Epistelstuhls (Schluß vorne).

 

Am 25. Oktbr vormittags kamen endlich - die Orgelbauer - ohne Schmidt -, mit einem Fuder Orgelwerk (besonders die Bälge); ich machte sie aufmerksam, daß sie die Bälge nicht auf die Wetterseite bringen.

 

Am 30. Oktbr begann Räder die Arbeit in der Sakristei am Fenster – durch Aushauen zu erweitern – die Figuren wurden mit Decken behängt und die vasa sacra ließ ich zu H. Kirchner Jung schaffen – deshalb wurde am 3. Novber der Taufstein in die Altarhalle auf den hintersten Höheplatz gesetzt und da die erste Taufe an dem Kinde des Schmieds Joh. … Kühnhold hier vollzogen.

 

Den 9. Novbr (Sonnabend) wurde der neue hölzerne, von Schreiner Heller jun. gemachte Altar aufgestellt, ist am 10. Nober zwei Paare an ihm getraut.

 

Den 11. Novembr fing der Zimmermeister Röhrig an, die Weiberstühle – 6 – beim Stand der Oberpfarrerin weit herein in die Kirche zu rücken in eine Linie mit den übrigen Weiberstühlen u. die Stühle unter der Kanzel herzustellen, daß sie an den Rathsstand zum Verlosen angeschoben werden.

 

Vom 22.-29. Novbr (Freitag) vollendeten die Maurer die Nische am Fenster der Sakristei, brachte der Glaser Lang das neue Fenster daselbst verfertigte der Klempner Weisheit das neue Rohr mit der Windhaube u. Fahne an u. am 29. ließ ich die Sakristei wieder reinigen.

 

Am 26. b. 28. vertheilte ich die Mannspersonen v. Themar die auf dem neuen Chorplatz ihre Sitze verloren hatten, die 16. vordersten auf die neuen unteren u. die oberen Emporen, da den Landgemeinden die übrigen oberen vordersten u. die ganze zweite Reihe. - Den 22 Frauen wies ich die 5 Stühle mit ihren Sitzen am Rathsstand an. Heftige Debatten u. Mißfalligkeiten traten dabei an den Tag.

 

Den 29. Nobr Mittag gingen die Orgelbauer ab, weil sie wegen der Witterung nicht mehr arbeiten könnten, nachdem sie so viele Register spielbar hergestellt hatten, daß die Orgel beim Gottesdienst gebraucht werden könnte, Uebrigens steht die Orgel wie eine Laterne da.

 

Den 29. brachte Schreiner Heller jun. den Epistelstuhl wieder an, u. Schreiner Heller sen. brückte nochmals den Herrenstand, während des Astenus Leute die Stühle auf der neuen unteren Empore vollendeten.

 

Den 29. arbeitete der Thürmer Both u. 4 Frauen, um die Kirche zu reinigen und alles zu waschen. Dieses wurde am 30. (Sonnabend) fortgesetzt u. die Kirchstuhlbesitzer trugen in Massen ihre Sitzkissen und Stühle wieder in die Kirche.

 

Am 1. Decembr – Adventsfest – wurde in der schön gereinigten Kirche der erste Gottesdienst wieder gehalten – bei großer Betheiligung der Gemeinde. Nach Eingangslied (Adventslied), Intonation, Collecte u. Verlesen des 26. Ps. d. Herrn Diac. Bohn, welches voll u. schön tönte -, u. nach Gesang einiger Verse aus einem Kirchweihlied -, hielt der Oberpfarrer die Weihe ab u. weihte einstweilen den neuen Altar, die neuen Emporen, u. den neuen Orgel-Chorplatz ein. Nach dem Hauptlied führte H. Cantor Marbach einen Chorgesang auf, welcher sich herrlich tönend ausnahm – auch die Orgel hatte einen milden, reinen Klang, obgleich nur mit einigen Registern spielbar – u. obgleich die Kirche voll war, blieb dennoch Gemeinde u. Chor beisammen im Gesange. Das Urtheil der Anwesenden besonders über die schöne Altarhalle war ein übereinstimmend beifalliges. O Gott, dir sei Lob und Dank!

 

Am 2. u. 3. Decbr baute Astenus die Überdachung auf den Kirchhimmel über die Bälge und die ganze Orgel unter das Dach.

 

 

 

1868.

 

In der Mitte des Januar brachte Tüncher Rommel 8 Rosetten und 2 Tafeln mit Bibelsprüchen an den neuen Emporen an, nachdem er mich am 14. Jan. gefragt hatte, ob er es thun solle, da ihm dies Herr Bürgermeister untersagt habe, weil sich die Landgemeinden geweigert hätten, noch etwas beizutragen! Aber diese Rommelsche Arbeit war ja schon längst bestellt – u. es wird noch mehr zu tun geben!

 

Vom 28 Jan. 68 bis 5. Febr. 68 brachte Astenus die sehr schönen Treppen links vom Haupteingange, zu den beiden Emporen an.

 

Am 13. Mai Abends kamen endlich die Orgelbauer mit einem Fuder Orgelstücken wieder u. fingen am 14. an zu arbeiten.

 

Am 28. Mai stellten die Orgelbauer, welche sehr fleißig arbeiteten, den Antrag, daß ihnen 35-40 fl. mehr gewährt würden, weil sie so viel mehr für die reiche Vergoldung des Prospekts bedürften, um ihn nach Angabe des H. Oberbaurath Döbner herzustellen. H. Bürgermeister u. ich genehmigten das mehr.

 

Am 26. Juni kamen die Orgelbauer endlich nach den Pfingstfeiertagen vom 30. Mai an wieder, arbeiteten an dem Prospect, besonders brachten sie die vergoldeten Verzierungen an, stimmten fort bis zum 9. Juli, wo Müller erklärte, daß sie hier Freitag den 10, Juli fertig werden würden und dann die Revision erfolgen könne.

 

Am 9. Juli kam Orgelbauer Schmidt u. H. Seminarlehrer Anding von Hildburghausen, dem die Revision übertragen worden war. Am 10. Juli von Vormitt. 10 Uhr an unternahmen H. Anding in Gegenwart des H. Bürgermeisters Fritz, H. Vorsteher u. Vorsitzender des Gemeinderaths Orikel, des Cantors Merbach, Kirchners Jung, Organist Pfester u. der meinigen die Revision u. gab an, wo noch nachzuhelfen war. Zugleich sprach ich mit H. Fritz u. Orikel wegen des Geschenks für die Orgelbauer; anfangs trugen sie Bedenken ein Geschenk zu bewilligen, weil aber Hildburghausen, Römhild, Eishausen u. s. w. je 50 fl. Geschenk gegeben, so sahen sie ein, daß honoris causa auch hier gegeben werden müßte, u. es wurde die Summe von 20 Thlr = 35 fl. als Geschenk festgestellt, u. außerdem das Mittagsessen den 9. u. 10. Juli ihnen freizuhalten, so daß das ganze sich auf 40 fl. belaufen wird. Nunmehr, da sich kein Staub mehr in der Kirche durch den Orgelbau entwickeln wird, muß auch zu dem Anstrich der Emporen, Treppen pp u. zu dem Aufstellen der Statuen u. Bilder in der Altarhalle geschritten werden, worauf die Einweisung vollzogen werden soll.

 

 

 

 

 

Bei der am Adventsfest, den 29. November 1868 zu vollziehenden Weihe der neuen Orgel für den Herrn Organist Pfester gegebene Bestimmungen:

 

Nach dem Eingangslied N. 66: Weihe der Orgel als Mittel I zur Erbauung im Glauben – kurze Rede, dann Orgelspiel der Melodie: Ein feste Burg – kräftig, mit vollen Registers, besonders die tiefen Stimmen;

 

II, zur Erbauung in der Liebe – kurze rede, dann Orgelspiel der Melodie: N. 562 Wie schön leuchtet oder: Nun lobe meine Seele (No 26 O Gott, du bist die Liebe) mit gemäßigtem Tempo u. gemäßigten Registern, heiter;

 

III, zur Erbauung in der Hoffnung bei Trauer und Schmerz – kurze Rede, dann Orgelspiel der Melodie: Jesus meine Zuversicht N. 250, V. 3, sanft, langsames Tempo, mit ganz gedämpften Stimmen, Hoboe, zuletzt etwas gehoben;

 

IV, zu Preis u. Lob Gottes, kurze Rede, dann Orgelspiel der Melodie: Preis, Lob u. Dank ...

 

 


GallusKantate

1634-2014


von Julia Lucas

Das musikalische Schau-Spiel in 7 Bildern erzählt die Geschichte der wundersamen Rettung der Themarer Stadtkirche am 16. Oktober des Jahres 1634 - mitten im Dreißigjährigen Krieg. Graf Isolani, der mit seinen Truppen durch Südthüringen zog, verschonte - entgegen der eigentlichen Absicht - die Kirche. Seither wird am 16. Oktober, dem Gallustag, der Rettung gedacht und auch der Gallusmarkt ausgerichtet.


Grafik: Andreas Stapf
Grafik: Andreas Stapf

 

VORSPIEL „Abendgesängelein“

 

ERSTES BILD „Wie lieblich ist der Maien“

ZWEITES BILD „Gallus noster mortuus“

DRITTES BILD „Mein Seel, o Herr, muss loben dich“

VIERTES BILD „Es geht ein dunkle Wolk herein“

FÜNFTES BILD „Es geht daher des Tages Schein“

SECHSTES BILD „Aus tiefer Not schrei' ich zu dir“

SIEBTES BILD „Nun lob mein Seel den Herren“

 

NACHSPIEL „Morgengesängelein“