Die Orgel in Milz

 

Die Milzer Orgel wurde von Orgelbauer Michael Schmidt erbaut. Er verwendete dafür den alten barocken Orgelprospekts des Vorgängerinstruments aus dem Jahr 1716. Dieses stammte aus der Werkstatt Nicolaus Seebers. Sie hatte übrigens im Pedal eine 1’-Mixtur, deren Pfeifen im Prospekt als Sterne bzw. Sonnen angeordnet waren (siehe Sonnenorgel Görlitz).

Die Erbauungszeit seines eigenen Werks überliefert uns Michael Schmidt durch eine Eintragung in der Orgel. Auf der Pfeife C im Subbaß findet sich folgende Eintragung: „Gefertigt 1852 bis 1853 im Herbst und Frühling von Herrn Schmidt, Orgelbauer aus Schmiedefeld, Gott schütze dich - Kunstwerk.“

Heute bilden romantische Einflüsse Schmidts, gemischt mit barocken Originalregistern und modernen Ergänzungen durch die Firma Schönefeld/Stadtilm eine reizvolle Synthese verschiedener Jahrhunderte.


Schmidts Originaldisposition gestaltete sich folgendermaßen:

 

Hauptwerk

 

Principal 8’

Gedeckt 8’

Gambe 8’

Octave 4’

Gedeckt 4’

Gemshorn 4’

Spitzquinte 3’

Octave 2’

Sesquialtera 2fach

Mixtur 4fach

Oberwerk

 

Oboe 8’

Gedeckt 8’

Flauto dolce 8’

Salicional 8’

Flauto dolce 4’

Cornet 3fach

 

 

Pedalwerk

 

Subbaß 16’

Violon 16’

Octavbaß 8’



 

Die erste bekannt gewordene Orgel baute Nikolaus Seeber in die Kirche von Milz.

Der Vertrag für die Orgel in Milz wurde am 26. Juni 1713 unterschrieben. Folgender Wortlaut ist überliefert:

 

1. Principal 4 Fuß ins Gesicht (Orgelprospekt) von guten Zin

2. Groß Principal 8 Fuß, wird die größte Octav von Holtz gemacht, das übrige von guten Metall

3. Viol di Gamb 8 Fuß, von gutem Metall

4. Musicalisch lieblich Gedackt 8 Fuß von Holtz

5. Spitzflöthe 4’ von Metall

6. Flöthaduis 4’ mit doppelten Labialien von Holtz

7. Octav 2’ von Metall

8. Quinta 11/2’ von Metall

9. Sexquialtra doppelt von Metall

10. Mixtur 1’ und 4fach accord c g c’ e’

 

ins Bedal

11. Principal Baß 8’ ins Gesicht verstaniolt

12. Subbass 16’ von Holtz gedackt

13. Octav Baß 4’ von Metall,

14. Mixtur in Sonnen, ins Betall, 1’,

15. Die ümblaufende Sonn mit Cimpeln

16. Der umblaufende Stern mit Cimpeln

17. Der umblaufende Mondt mit Cimpeln

18. Der Tremulant,

19. Die Coppel zum Betal und Manual

20. Das Wind ventil

 

Alles dieses auf die Neueste invention und zwart mit Neun Thürmen und 4 Sonnen mit klingenden Pfeiffen, darzu drey gute Windladen von Eichen Holtz also iedes Ventil seine apparte Schrauben und mit der zeit wenn irgend ein Stäubgen darzwischen fiele kann abgeschraubt werden, auch soll der wind Casten mitschrauben angeschraubet werden, ferner müssen zusolchem Werck vier große Blaas-Bälgen zwey zu Manual, und zwey zum Bedal, ieder Neun Schuh lang, und fünfbreit gemacht werden.

Das Clavier von C D E Dis Biß ins c’’’ mit guten Pfundt und Bünden Holtz zu machen, die Semitonia von guten schwartzen Ebenholtz.

Das Bedal von großen C Biß ins c’ durch zwey octaven mit einer Copell, welche Manualiter, wenn man es stark haben will kann gebraucht werden.

Das Clavier so wohl Bedaliter als Manualiter mit kleinen Schräubgen zumachen.

Daß Gehäuß sambt der Bildthauer, Schreiner, und Schnitt arbeit, (außer zu befestigen) muss Hr Seeber alles darzuschaffen und machen laßen, Bohlen, Leim, Läder, Schlößerarbeit, item Zien, Bley, und was vor Materialien mehr darzugehören muss Er alles uff eine Costen anschaffen,

prasentirt sich Zwantzige Schu breit, 16 Schuh hoch, wie der abriß zeigt und weiset, darvor verspricht die sämbtlich Gemeinde zu Miltz, H. Seeber 200 und Sechs und achzig Reichsthaler: von der Zeit an, unten gesetzten Dato Biß Weynachten anderthalbhundert Thaler: für angab zuzahlen, item das alte in der Miltzer Kirchen stehend Orgelwerckgen, zwey Eichen, in Miltzer Holtz, ferner will ihm die gemeinde Miltz 4 Fuhr Thun, alß zwey im Miltzer Holtz, und zwey Fuhr Theil, von Schleussingen Neuendorf nach Römhildt!“

 

Das Orgelwerk wurde 1716 fertigestellt.

 Es gilt als seltener Glücksfall, dass der Kostenvorschlag zur Ausstaffierung des Orgelprospektes erhalten ist. Wegen dieser Seltenheit soll dessen Wortlaut an dieser Stelle erstmals veröffentlicht werden:

 

"Unmaßgeblicher Vorschlag, wie aufs Beste die neuerbaute Orgel zu Miltz könnte ausstaffiret werden.

1.) Der auf beiden Seiten großen Engel Ihre Obergewende könte mit guten Ducaten gold vergüldet, die untergewende aber versilbert und von guten Lahsur-Farben; als Florendiner Lack, und destellirt grün ausstaffiret werden, das übrig Holtzwerck; als gesichter, Hände etc. mit lebhaften Fleisch-Farben.

2.) Die beyden nackichte Engel werden gleichfals mit lebhaften Fleischfarben ausgemahlet, und die in Händen hebende Trompete und Posaune mit gutem Gold vergüldet.

3.) Wird gleichfals das Leistenwerck vergüldet.

4.) Das über den Pfeifen stehende Laub-Werck wird gleichfals mit guten gold und Silber vergüldet und versilbert, wie auch mit guten Lahsur-Farben ausstaffiret.

5.) Alles Pfeifenwerck, so forne stehet, wird an den Mundstück mit guten Gold vergüldet, werden auch hernach noch gesichter daran gemahlet.

6.) Die große Muschel, so über den pedal stehet, könnte gleichfals versilbert und vergüldet, ja mit oben gemeldeter Lahsur-Farbe ausstaffiret werden.

7.) Die viele Festunen (?), so an den gantzen Werck sind, werden gleichfals vergüldet, versilbert und mit Lahsur-Farben gemacht.

8.) Die beyde große geschnitzte Laubhwercke, die man Flügel nennet, würden gleichfals vergüldet, versilbert, und mit Lahsur-Farben gemahlet.

9.) Die übrige Engels - Köpfe und was sonsten Schnitzwerck ist würden gleichfals vergüldet, und mit Bunden Farben ausstaffiret.

10.) Das gantze Corpus könnte schwartz, weil das gute gold darbey schön absticht, order irgend auf eine sonst andere beliebl. Art gemacht, das Leisten - Werck aber der Kunst gemäß vergüldet werden.

 

Vor diese Arbeit verlangen wir Achtzig rthlr. wenn wir das Gold, Silber, sambt allen dazu nöthige materialien anschaffen müssen; sollte dieses Werck aber nicht so reichlich vergüldet, versilbert, und nicht mit so guten Farben ausstaffiret werden, könnte es wohl vor 60 rthlr. verfertiget werden. Wollte man aber erwehlen wieder alles Vermuthen, dass kein gut ducaten, sondern nur metall gold darzu sollte gebrauchet werden, und doch darbey gut Silber nebst den guten Lahsur-Farben, so könnte es wohl vor 50 thlr., und noch was billiger verfertigt werden.

 

Römhild, d. 26. April 1716 Antoni Dipre

Christian Schillpach