Fortsetzung der Chronik


Der 12. Pfarrer der hiesigen Kirchengemeinde ist:

Max Mauer (1892-1922)

Ich, Hugo Hermann Franz Ernst Albert Max Mauer bin am 16. Juni 1867 in Reurieth als Sohn des dortigen Lehrers Friedrich Eduard Mauer, dessen Vater der Kaufmann Mauer in Hildburghausen gewesen war, und seiner Ehefrau Georgine Friederike geb. Gräbner von Schackendorf geboren.

Vom 10. Jahre ab genoß ich bei Herrn Pfarrer Ilgen in Ebenhards mit dessen Tochter Marie, jetzigen Frau Pfarrer Starkloff in Ritschenhausen, gründlichen lateinischen Unterricht. 1880 nach dem kurz vorher erfolgten Tode meiner lieben Mutter wurde ich Ostern in die Quarta des Gymnasium Georgianum in Hildburghausen aufgenommen, wohnte meist bei der verwitweten und kranken Frau Pfarrer Lorbach mit dem jetzigen Pfarrer Abé in Gleichamberg zusammen und machte im Februar und März des Jahres 1887 unter dem unvergeßlichen Direktor Rittweger und dem Schulrat Schleitzier das Abiturientenexamen. Von 1887-1888 besuchte ich die Universität zu Leipzig und diente beim 134. Infanterieregiment; von Ostern 1888 – Juli 1890 die Universität Straßburg, hörte dort einen Holtzmann, Schwab, Spitta, Krauß, machte verschiedene Stipendiatenexamina, deren Ausfall gerade bei meinem Wohnen im Thomasstift mir sehr zu statten kam. Anfangs October 1890 machte ich in Meiningen unter Oberländer u. Sauerteig das 1. und im Juni 1892 das 2. theologische Examen unter Dreyer und den Genannten. Am 16. Dezember 1890 kam ich nach der bei Weida liegenden Meiningischen Enklave Mosen, die 15 Jahre lang von einem Sächsischen Geistlichen verwaltet worden war, als Pfarrvicar, woselbst ich bis zum 31. October 1892 blieb. Am 1. November zog ich in Brünn als Pfarrverweser ein und wurde sehr freundlich aufgenommen. Hier habe ich viel Liebe und Freundlichkeit erfahren sowohl in als auch außer dem Amte; die Gemeinde hat alles daran gesetzt, mich als Pfarrer zu behalten und zu erhalten (ich sollte nämlich 1894 als Diakonus nach Wasungen kommen).

 

Der gute Gott hat meiner schwachen Kraft Gnade gegeben, daß ich im Amte recht gute Erfolge erzielte, aber das will ich nicht weiter erzählen, denn auch mir ist das Rühmen nichts nütze.

Auf der anderen Seite fehlten selbstverständlich auch Anfeindungen nicht, besonders von dem hyper[..] und doch scheinheiligen Schultheiß Weser in Poppenwind und manchen Streitern zu Goßmannsrod und Brünn. Aber daran wird man ja in unserem bedrängten Amte gewöhnt, und Abwarten ist da immer die Hauptsache, wenn es geht. So würde ich denn nie daran denken, Brünn zu verlassen, wenn das Pfarrhaus nicht so furchtbar dem Nord= und Ostwinde ausgesetzt wäre und ich nicht schon so viel Krankheiten und Leid in meiner Familie durchgemacht hätte, so daß ich mich selbst körperlich nicht mehr ganz gesund fühle. Doch, kommt Zeit, kommt Rat. In allen meinen Taten laß ich den Höchsten raten.“ - Über Bemerkenswertes s. d. Chronik v. 1893.

Im Jahre 1892 habe ich mich mit Luise Bianka Ida geb. Graf, Tochter des Kaufmanns Ernst Graf und dessen Ehefrau Emma geb. Köhler (einer Pfarrerstochter) in Exdorf verheiratet.

In dieser Ehe schenkte mir Gott 4 Kinder:

1) Am 11. April 1893 eine Tochter, die am 23. April getauft wurde und die Namen: Elisa Franziska Carola Alma Martha erhielt. Paten: 1) Elisa Kellner, Tochter d. Postsekretarius Kellner in Gera 2) Alma Trier, Ehefrau d. Lehrers Trier in Brünn 3) Martha Hübner, Ehefrau d. Pfarrvicars Hermann Hübner in Schlettwein.

2) Am 26. August 1894 einen Sohn, der am 23. September getauft wurde: Carl Otto Leopold Paul. Paten: 1) Carl Hunneshagen gewes. Kantor in Coburg 2) Ottlilie Köhler, Tochter des emer. Gymnasiallehrers Richard Köhler in Homburg 3) Leopold Hoeber, cand. med., Sohn des Geh. Sanitätsrats Dr. Franz Hoeber in Homburg

3) Am 26. Januar 1896 eine Tochter: Hedwig Marie Emma Lili get. am 10. Februar. Paten: 1) Hedwig Schaller, Tochter des Amtsgerichtsrats Otto Schaller in Poeßneck 2) Marie Mauer, meine Schwester in Hildburghausen. 3) Emma Graf, des Kindes Großmutter.

4) Ernst Rudolf Siegfried Felix, geb. d. 15. März 1898, get. nach d. Mutter Tod d. 6. April. Paten: 1) Ernst Graf, Großvater.

 

2) Siegfried Schubart, Pfr. in Streufdorf 3) Rudolf Geisthardt Pfarrer in Friedelshausen […] Wasungen. Dieses arme elende Kind ist am 15. Mai 1809 in Exdorf + [und] liegt dort begraben.

Meine 1. Frau starb leider am 3. April 1898 plötzlich an [...]tuberculose. Am 7. April fand eine Abschiedsfeier in Brünn durch Pfarrer Göpfert v. Crock statt, worauf der entseelte Leichnam nach Exdorf geschafft und dort am Charfreitag, d. 8. April, unter großer Begleitung, auch von Brünn, beerdigt wurde. So hatte mich denn ein schwerer Schicksalsschlag getroffen, und ein Glück von Gott, daß meine Schwester Marie mir den Haushalt führen konnte. Da sich diese aber ein Jahr darauf verheiratete und ich ohne Hausfrau mit den kleinen Kindern nicht auskommen konnte, verheiratete ich mich zum 2. Mal am 20. April [1899] in Römhild mit [Anna] Marie Schön, Tochter des + Organisten Schön und dessen Ehefrau Friederike geb. Kircher. Aus dieser Ehe gingen hervor:

1) ein Sohn Franz Arthur Friedrich, geb. d. 20. September 1900 und getauft d. 21. October. Paten waren: 1) Franz Kühnhold, Pfarrer in Neustadt a./R. 2) Arthur Schön, Kaufmann in Hannover. 3) Frieda Kaplan, Ehefrau des Gerichtsvollziehers Kaplan in Hildburghausen, eine Stiefschwester meiner Frau.

2) eine Tochter: Emma Erna Laura, geb. den 21. Dezember 1901 und get. d. 26. Januar 1902. Paten: 1) Emma Höfling in Römhild. 2) Erna Seidel in Lehesten 3) Laura Schubart, Ehefrau des Pfarrers Siegfried Schubart in Streufdorf.

3) eine Tochter: Margarete Luise Ruth, geb. den 10. August 1905 und get. d. 20. September 1905. Paten: 1) Margarete Göpfert, Tochter des Pfarrer Göpfert in Crock 2) Luise Kircher, Tochter des Hofrats Dr. Kircher in Saalfeld a./S. 3) Auguste Schüppler, Vorsteherin des Sophienkrankenhauses in Ermersleben bs. Halberstadt.

4) eine Tochter: Friederike Marta Hedwig Gertrud, geb. d. 30. September 1909, get. den 24. October 1905. Paten: 1) Friederike Schön, Organisten-Witwe in Römhild 2) Marta Mauer, des Kindes Schwester in Brünn 3) Lili Mauer, des Kindes Schwester in Brünn

5) eine Tochter: Magdalene Paula, geb. den 29. April 1913, getauft den 1. Juni 1913. Paten: 1) Magdalene Fischer, Ehefrau des Holzbildhauers u. Besitzer eines Atelier für Kunstmöbel, Emil Fischer in Brünn 2) Paula Kellner, Tochter des pens. Oberhofsekretär Wilhelm Kellner in Coburg

 

Brünn, d. 23.2.1903. Da der Schultheiß Emil Weser [v. Poppenwind] immer noch grollt und in jeder Kirchenvorstandssitzung mich als den schuldigen Teil hinstellt, so möchte ich allen falschen Äußerungen entgegen für den Thatbestand des Streites zwischen W. u. mir voll und ganz klarlegen.

Am 7. Juli 1895 hielt der Militärverein Brünn, an dessen Spitze ich stand, seine Fahnenweihe hier ab. Deshalb rief ich den Kirchenvorstand in die Sakristei und beantragte, daß der Nachmittagsgottesdienst wegen zu geringen Besuches ausfalle. Derselbe beschloß dem Antrage gemäß mit Ausnahme des Weser, der sich mit den Worten entfernte: da könnte man die Kirche gleich ganz aufheben. - Am 7. October desselben Jahres abends hielt mich Weser in der Sonnefeld'schen Wirtschaft, als ich nach Hause gehen wollte, mit dem Bedeuten zurück, daß er mir etwas Wichtiges zu sagen hätte. Trotz aller Gegenvorstellungen, daß es sich nicht schicke, kirchliche Fragen im Wirtshaus zu erörtern, und trotz der Bitte, er möchte doch lieber auf meine Studierstube kommen, interpullierte [?] mich Weser und machte folgende Anschuldigungen gegen mich: 1) durch das Ausfallenlassen d. Nachmittagsgottesdienstes am 7. Juli hätte ich bewiesen, daß mir die Kirche gleichgültig sei; und ich eher einem Lappen als Gott die Ehre gebe. Dadurch [und] durch meine Mitgliedschaft im Militärverein arbeitete ich der Auflösung der Kirche entgegen. 2) Er habe die Meinung, ich glaubte weder an Gott noch an Christum 3) Pfr. Mereau habe ihn beten gelehrt, aber ich seinen Jungen nicht. 4) der Kirchenbesuch habe seit meinem Hiersein abgenommen. 5) Meine Predigten wären zu wenig Bußpredigten, träfen die Leute nicht und während der Predigt schliefen mehr Kirchgänger als sonst. - Diese Anschuldig. im öffentlichen Wirtshaus waren doch unbedingt geeignet, meine kirchliche Thätigkeit lahmzulegen und mich in den Augen der Gemeindeglieder tief herabsetzte. Wohl war W. etwas angeheitert, aber es war doch ausgesprochen. Weil er sich gern als rechten Christen hinstellt und mit Bibelworten um sich wirft, habe ich am 8. October 1895 an ihn geschrieben und mit Schriftworten sein falsches Verhalten gekennzeichnet, in dem Gedanken, ihn vielleicht dadurch zur Abbitte zu bewegen. Aber Weser kam nicht; unter-

 

dessen hatte auch der Militärverein, ohne daß ich eine Hand gerührt, nach Meiningen an d. Vorstand des Süd= Thüringer= Kriegsbundes berichtet, daß W. die Fahne, die ihm heilig sei, einen Lappen genannt habe, und um Bestrafung desselben nachgesucht. Der Süd=Thür.=Kriegerbund übergab das dem Ministerium. Ich selbst berichtete erst am 11. October über das Vorkommnis ans Herzogl. Kirchenamt. Im November war Verhandlung vom Kirchenamt in Eisfeld. Weser wurde über die oben angegebenen Punkte befragt und mußte dieselben als ausgesprochen anerkennen. Er glaubte sich aber damit zu rechtfertigen, daß er das 3. Gebot mit Erklärung, welches er niedergeschrieben hatte, verlas.

Als Entschuldigung gab er an, er sei angeheitert gewesen. Landrat Berlet nahm erst die Anklage des Militärvereins vor und sagte: Ein Mann, der die Fahne einen Lappen nenne, könne nicht länger Schultheiß sein. Auf die Frage, ob er deshalb sein Amt niederlegen wolle, sagte er: Nein. Darauf nahm der Landrat den Schultheiß in eine Ordnungsstrafe von 20 Mark. Nun kam meine Anklage an die Reihe. Weser wurde verpflichtet, mir, dem Beleidigten, öffentlich Abbitte zu thun. Außerdem sollte er Kirchenbuße leisten. Ich gefragt, wieviel gewöhnlich zum Besten der Kirche gegeben würde, sagte: Gewöhnlich 10, 20 Mark. Daraufhin legte das Kirchenamt d. Weser eine Kirchenbuße von 50 M. auf, wogegen Weser nichts erwiderte und somit seine Strafe ruhig annahm; er bat nicht einmal um [Er=]Mäßigung des Betrags. Endlich wurde ihm noch seine Entlassung aus dem Amt beim Wiedervorkommen eines ähnlichen Falles angedroht. - So ist der Thatbestand. Wie hätte ich anders handeln können? Mir kam es nicht auf die Höhe der Strafe an, wie ich ja auch nicht die 50 M. beantragt habe. Und doch sagt Weser überall, ich sei schuld an seiner Verurteilung und habe ihn ums Geld gebracht. Das war meine Absicht nicht, wie ich am Schlusse meines Berichts nur gebeten hatte, W. zur Verantwortung zu ziehen. - Nun urteile mein Nachfolger selbst! - Um die Erfahrung bin ich reicher geworden, daß es unter denen, die sich als Christen anpreisen, die härtesten Köpfe giebt, [und] daß Geld d. Bauern mehr verwunden kann, als Ehre. -

 

13. Pfarrer der Kirchgemeinde Brünn:

Carl Otto Jagnow. [1.10.1922-Anfang 1929]

Am 10. Januar 1895 wurde ich in Rosenberg, Westpreußen, als einziger Sohn des Tierarztes Carl Jagnow u seiner Ehefrau Dorothea geb. Stuckmann geboren. Mein Vater starb früh, so daß meine Mutter allein meine Erziehung zu leisten hatte. Für ihre Liebe u Treue, mit der sie das getan, bin ich ihr allzeit dankbar. Meine Schulzeit verlebte ich hauptsächlich in […] Westpr, wo ich das Gymnasium besuchte, dessen Abitur ich Ostern 1914 bestand. Die Kriegsjahre sahen mich teils als Kriegsfreiwilligen unter der Fahne, teils dazwischen beim Studium der Theologie, das ich aus Neigung ergriffen hatte. Verschiedentlich wurde ich, da meine nicht kräftige Konstitution den Anstrengungen des Krieges nicht gewachsen war, als garnisondienstfähig zum Studium beurlaubt. In der Hauptsache studierte ich in Jena, am Anfang u Schluß auch in Berlin. Frühjahr 1919 u Herbst 1920 bestand ich mein 1. u. 2. theol. Examen vor dem Konsistorium in Danzig, war in der Zwischenzeit u danach Vicar in […] u Hilfsprediger in Bischofswerder Westpreußen, wandte mich im Herbst 1921 nach Thüringen, wo ich 1. Nov. in Leutenberg als Hilfspfarrer beschäftigt wurde. Sommer 1922 wurde ich in die Pfarrstelle Brünn gewählt, die ich 1. Oktober 1922 antrat. Ich fand in Brünn ein dankbares Arbeitsfeld, in dem ich mich neben dem üblichen Dienst besonders der Raiffeisensache u den Frauenvereinen widmete. Die Inflation brachte schwere Zeiten, besonders für uns Pfarrer. Oft war mein Gehalt so unterwertet, daß ich nicht einmal den monatlichen Lichtbedarf damit bezahlen konnte, sondern noch das kleine Witwengehalt meiner Mutter, die mir den Haushalt führte, in Rechnung nehmen mußte. Dankenswerterweise gab die Gemeinde in dem schlimmsten Jahre, 1923, Naturalunterstützung, Korn, Butter, Milch. So brauchte ich nicht zu hungern, wie wohl manche der Amtsbrüder in jenen

 

Zeiten. Immerhin war es gut, daß ich mit der festen Geldwährung von Anfang 1924 ab nicht mehr auf diese Hilfe, die doch von einigen Bauern unwillig getragen wurde, angewiesen war.

Mit tieferem Eindringen in die Gemeinden konnte ich noch manche neue Arbeiten angreifen, über die z. Z. in der Chronik berichtet ist. Am 11. Juni 1925 verheiratete ich mich mit Hilde Gleichmann, Tochter des Pfarrers Franz Gleichmann in Mechterstädt. Das gleiche Jahr brachte mir einen persönlichen Verlust im Abgange der Familie Oberlehrer Kirchner, der nach Vachdorf in den Ruhestand ging. Mit aufrichtiger Kameradschaft hatten meine Mutter u ich uns an diese Familie angeschlossen.

Am 25. Februar 1926 wurde mir ein Sohnchen geschenkt, das zur Erinnerung an Paul Gerhardt den Vornamen Gerhardt erhielt. Im Dezember 1928 wurde ich als Pfarrer nach Greußen Krs Sondershausen gewählt. Durch die Art, wie ich auf die Stelle aufmerksam wurde, auch durch die fast einstimmige Wahl hielt ich es für eine Fügung, daß ich den Weg nach Greußen nehmen sollte. Ungern scheide ich von Brünn, aber ich folge dem Ruf nach Greußen, da ich nach meinem schwachen Einsehen meine, daß ich von Gott dorthin gestellt bin.

[Nachtrag:] Pfarrer Jagnow ging 1937 als Pfarrer nach Kassel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

14. Pfarrer:

Leopold Pohl 1.9.1929-30.4.1941.

Geboren 17.9.1893 in Altwasser bei Engelsberg, Bezirk Freudenthal im ehem. öst. Schlesien, als 1. von 12 Kindern aus 4 Ehen meines Vaters: Konrad Pohl, k. u. k. Staatsbahnkondukteur; (seine Vorfahren waren als Bauern in der Grafschaft Glatz); meine Mutter: Franziska, geb. Gröger aus Kreuzberg in öst. Schlesien, wo ihre Vorfahren Gärtner u. Taglöhner waren.

Volksschule und Gymnasium besuchte ich in Mährisch=Schönberg; die 4. u. 5. Klasse der Volksschule in Jägerndorf, wohin mein Vater auf 2 Jahre strafweise versetzt worden war wegen angeblicher Los=von=Rom=Propaganda in seinem Dienst. (Meine Eltern waren röm.=kath., wie auch ich r.=k. getauft bin; vor Vollendung meines 7. Lebensjahres traten meine Eltern in die evang. Kirche über mit ihren Kindern; ich bin einer der ersten Pfarrer aus dem Los=von=Rom=Protestantismus Österreichs.)

Herbst 1912 kam ich an die k. k. evang. theol. Fakultät nach Wien, die damals noch nicht der Universität inkorporiert war. Dort machte ich 1918 auf einem Studienurlaub von der Front mein 1. Examen. Vom 1.3.1915 bis 31.12.1918 war ich beim 3. Reg. der Tiroler Kaiserjäger, als Kriegsfreiwilliger; Kämpfe am Col di Lana, Parubio eg. verwundet u. ausgezeichnet. Am 1.8.1918 Oberleutnant. 1.1.1919 bis 31.8.1919 Lehrvikar (der erste in der österr. Landeskirche) bei Pfr. Ulrich in Grog; 1.9.1919 bis 31.8.1920 Personalvikar beim steirischen Senior Spanuth in Leoben. Im Herbst 1919 2. Examen in Schladming; am 14.3.1920 ordiniert. 1.9.1920 bis 31.8.1929 Pfarrer in Stainz.

Am 4.8.1920 heiratete ich die Wolfer [?] Baumeistertochter Helena Scheiderbauer. Unsere 3 Kinder wurden in Stainz geboren: Ilse am 1.7.1922, Wolfgang am 4.11.1926 und Helmut am 27.2.1929.

Seit 1.9.1929 Pfarrer in Brünn, eingeführt von Oberpfarrer Long in Eisfeld (+1940 in Berlin) unter Assistenz des Nachbarpfarrers Schwab, Crock (seit 10.8.1939 Pfarrer in Kassel) – daß ich diese entscheidenden Jahre in Brünn verleben durfte, danke ich Gott als besonders freundliche Führung u. Fügung.

 

Am 16.6.1940 habe ich an der Genezerethkirche in Berlin=Neukölln zur Wahl gepredigt: am 28.8.1940 hat mich die dortige Gemeinde zum Pfarrer gewählt; am 21.2.1941 hat das Evang. Konsistorium der Mark Brandenburg diese Wahl bestätigt u. meinen Dienstantritt auf den 1.5.1941 festgelegt.

Ich habe mich hier wegbeworben bloß 1. um unseren Kindern die Schulausbildung ermöglichen u. sie doch bei uns zuhause behalten zu können: 2. um ein größeres seelsorgerliches Arbeitsfeld (mit weniger sogenannter Verwaltungsarbeit für den Pfarrer) zu bekommen.

Wenn Gott es ist, der die Herzen u. Sinne der Menschen lenkt, so darf ich in meiner jetzigen Berufung auch seinen Rat vernehmen. Ich gehe von hier allein bewegt von den dankbaren Gefühlen für die Kirchgemeinden Brünn u. Brattendorf.

Nachtrag vom Nachfolger: Pfarrer Pohl wurde bald in Berlin-Neukölln lungenkrank und ging nach dem Kriege in der Steiermark in eine Lungenheilstätte. Seine Familie wurde im Kriege wegen Kriegsgefahr aus Berlin evakuiert. […] waren alle wieder in Steiermark vereint. Im Juli 47 schrieb Pohl aus Stainz/Steiermark, daß er nicht mehr lungenkrank sei und meinen pfarramtlichen Dienst wieder tun könne. Er setzte in Stainz, ohne daß seine Berliner Kirchenbehörde ihm Ruhegehalt zahlte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der 15. Pfarrer der Kirche Brünn ist:

Hermann Karl Schroeter.

Ich bin geboren am 18. September 1885 in Uhlstädt (Saale, früher Sachsen-Altenburg) als 3. Kind, 1. Sohn des Schneidermeisters und Schnittwarenhändlers Johann Heinrich Karl Schroeter und seiner Ehefrau Anna Friederike Laura geb. von Roda. Mein Vater stammte aus Etzelbach, meine Mutter aus Uhlstädt. Ich besuchte in meiner Heimat die Volksschule bis Ostern 1898, wo ich von den Lehrern Wolf, Meinhard und Kirmse unterrichtet wurde.

Privatunterricht erhielt ich vom Lehrer Meinhard, Latein und Französisch lehrte mich der damalige Uhlstädter Pfarrer Emil Böttger (dann Kirchenrat in Meuselwitz). Von Ostern 1898 an besuchte ich das humanistische Gymnasium in Rudolstadt, wo ich im Frühjahr 1905 das Abitur bestand unter Befreiung von der mündlichen Prüfung. Nach dem Willen meiner guten, frommen Eltern (mein Vater war schon zu Pfingsten 1898 gestorben/meine Mutter starb 1918) sollte ich Pfarrer werden. Ich begann mein Studium in Jena, ging dann nach Erlangen und zum Schluß wieder nach Jena. Im Herbst 1908 bestand ich die 1. theologische Prüfung vor dem Kultusministerium in Altenburg, Thür., wo ich von Generalsup. D. Botoff, Konsistorialräten Laurentius und Reichardt (dem späteren Thür. Landesoberpfarrer, dann 1. Landesbischof) und Geh. Kirchenrat Prof. D. Dr. Hans Hinrich Wendt-Jena geprüft wurde.

Nach dem 1. Examen wurde ich Lehrer an der Realschule zu Bismark (Altmark) und an der Müller-Gelineckenen Realschule in Dresden (ich war hernach Philologe). Im Oktober 1909 ging ich auf Ersuchen des Ministeriums in Altenburg ins Predigerseminar nach Altenburg, wo ich ein Jahr blieb. Im Herbst 1910 legte ich die 2. theol. Prüfung in Altenburg ab. Nach bestandener Prüfung wurde ich Pfarrer in Altendorf, Kirchenkreis Kahla (unter dem Patronat des Rittmeisters und Rittergutsbesitzers Arthur Brandt in Altenberga). Ich verheiratete mich im Juni 1911 mit Marie Elise Koch aus Markranstädt. 1912 wurde mir in Altendorf unser einziges Kind Anna

Marie geboren [es folgt eine Streichung]. Sie wurde Medizinerin, machte Staatsexamen und Dr. med. in Kiel und verheiratete sich 1942 mit dem Oberarzt Dr. med. Helmut Molitoris in Fürth, wo sie im städt. Krankenhause [...]ärztin war. - In Altendorf erlebten wir glückliche 17 Jahre in einer sehr kirchlichen Gemeinde. Im Herbst 1927 ging ich als Pfarrer nach Kirchhasel, Kirchenkreis Rudolstadt. Wir hatten dort für unsere Tochter die höhere Schule in Rudolstadt sehr nahe. Auch die zum Pfarramt Kirchhasel gehörigen Gemeinden waren sehr kirchlich. Im Juni 1935 ging ich auf Befehl des Landeskirchenamts als Oberpfarrer nach Buttstädt, um dort Pfarramt und Kirchenkreis Buttstädt zu übernehmen. Es waren Jahre voller Enttäuschung. Die unkirchliche Gemeinde ließ sich trotz hingebungsvoller Arbeit nicht gewinnen. Es wurden harte schwere Zeiten. […] sehr große Schwierigkeiten, die mir und meiner kirchl. Arbeit von der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei (Hitlerpartei) in Buttstädt bereitet wurde. Ich hatte, obwohl ich selbst der Partei angehörte, schwere Konflikte mit diesen, und da die kirchenfeindliche Propaganda dieser Partei immer größer wurde, entschloß ich mich, Buttstädt zu verlassen nur, um ein befriedigendes Arbeitsfeld zu haben. Ich ging zum 1.10.1942 als Pfarrer nach Brünn. Hier berief mich der Landeskirchenrat zum Oberpfarrer des Kirchenkreises Eisfeld (seit 1944 kam die Bezeichnung Superintendent). Ich habe hier mit viel Freude gelebt und gewirkt. Die gut besuchten Kirchen waren mir ein Labsal gegenüber der öden Leere in Buttstädt. Es war für mich eine Erfahrung und in großer Freudigkeit habe ich hier meinem Herrn und Heiland Jesus Christus den Weg zu bereiten gesucht. - Es kam der Zusammenbruch Deutschlands im April/Mai 1945 und bald darauf die Umgestaltung der Kirchenregierung in Eisenach. An Stelle der deutsch-christlichen Kirchenmänner bildeten Männer der bekennenden Kirche den Landreskirchenrat. Ich selbst hatte äußerlich der deutsch-christlichen Bewegung, wie von Anfang (1933) 95 % aller Pfarrer, aber ich habe niemals dogmatisch oder kirchenpolitisch den Wege deutsch-

christlicher Fanatiker nachgehen können. Ich war 1933 der Bewegung der Hitlerpartei, wenn auch den deutschen Christen nur beigetreten, weil die Meinung und die Hoffnung bestand, daß von diesen Bewegungen für die […] Kirche sehr […] eine starke äußere Stütze gegeben wurde. Es war ein Irrtum. Innerlich bin ich nach einer etwas „liberalen“ Anfangszeit (1911-ca 1918) immer Prediger des reinen, biblischen Evangeliums gewesen. Im Herbst 1945 mußte ich mein Superintendentenamt aufgeben und war forthin schlichter Pfarrer. Es war in der Kirche ebenso wie im Staat und in der Wirtschaft, daß man zuerst die […] Frage stellte bei Überprüfung derer, die ein Amt bekleideten.

So wirkte ich seit 1.10.1942 als Oberpfarrer und Pfarrer seit 1.10.1945 aber lediglich als Pfarrer meiner Kirchgemeinde. Seit Herbst 1942, als Pfarrer Karl Grambs in Crock zum Heeresdienst […] wurde, verwaltete ich das Pfarramt Crock mit. Es war eine große anstrengende Arbeit von 1942 bis Frühjahr 1948, als Pfarrer Grambs aus englischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte. Aber ich tat diese Mehrarbeit gern im Dienste meines Herrn, der mir die Kraft gab und im Dienst gutkirchlicher Gemeinden. Leider hat die Kirchenbehörde nicht ein einziges Wort der Anerkennung oder des Dankes für soviel [un…] Mehrarbeit gefunden!

Am 15. April 1959 starb meine liebe Frau im 74. Lebensjahr in Coburg, wohin sie zur Konfirmation unserer Enkelkinder Barbara und Adelheid Molitoris gefahren war. Sie mußte sich in der Privatklinik Dr. Molitoris einer Unterleibsoperation unterziehen, die gut vorüberging. Aber nach 2 Tagen setzte ein Gehirnschlag ihrem Leben ein Ende.

Da ich nun ganz einsam dastand, entschloß ich mich gegen Ende meines 49. Amtsjahres in den Ruhestand zu gehen. Mit dem 31.10.1959 schied ich aus dem aktiven Pfarramtsdienst aus und trat mit dem 1.11.1959 in den Ruhestand. Ich verzog hierauf nach Coburg, wo ich in der Familie meiner Tochter Aufnahme fand. Er starb schon am 11. April 1961 in Coburg, wahrscheinlich an Krebs, und wurde dort am 13. April 1961 begraben.

 





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