Ernst Hubert Seifert (1855-1928)

Ernst Hubert Seifert wurde als Sohn des Christian Eduard Seifert, Mitnachbars in Sülzdorf, und seiner Ehefrau Magdalena Caroline, geb. Härter, am 9.Mai 1855 in Sülzdorf geboren und am 28.Mai 1855 nach evangelisch lutherischer Ordnung getauft.

Pate: Johann Hubertus Härter, der Kindesmutter Bruder.

Seine Eltern waren: Christian Eduard Seifert, als Sohn des Johann Casper Seifert, Mitnachbar in Sülzdorf (gebürtig aus Behrungen) und dessen Ehefrau Eva Barbara, geb. Rohling, am 21. April 1833 in Sülzdorf geboren und am 5. Mai getauft.

Er wurde mit Magdalena Caroline Härter, des Schneidermeisters Johann Christian Härter zu Sülzdorf Tochter, am 24. Oktober 1854 in Sülzdorf getraut.

Er verstarb als Nachbar und Bauer am 3. Juni 1883 in Sülzdorf und wurde am 7. Juni kirchlich bestattet.

Nach Besuch der Schule in Sülzdorf lernte Ernst Seifert zunächst 3 Jahre Tischler in Behrungen. Von da an ging er auf Wanderschaft. In Chemnitz kam er zu Orgelbaumeister Schubert und lernte dort zwei Jahre als Orgelbauer. Zur weiteren Ausbildung ging er nach Dresden zu Orgelbaumeister Jahn und blieb dort 2 Jahre. Darauf legte er im Jahre 1880 seine Staatsprüfung als Orgelbaumeister beim Ministerium von Sachsen-Meiningen ab. Im Jahre 1881 trat er bei dem damals bekannten Orgelbaumeister Sonreck in Köln als Geschäftsführer ein.

Im Jahre 1882 erfand er die erste reinpneumatische Windlade, welche ohne jedes andere Hilfsmittel, wie zweierlei Winddruck, besonderen Federdruck usw. äußerst präzise arbeitet. Diese Erfindung wurde patentiert. Er verkaufte das Patent an den Orgelbauer Schneider in Mudersbach.

Von dem Erlös aus dem Patent hat er dann, nachdem er eine Zeit bei Schneider Werkführer war, sich am 24. Januar 1885 selbständig gemacht und ist dann kurz darauf nach Köln übergesiedelt. Inzwischen war er bereits mit Maria Anne Ries verheiratet. Ihr Vater war der damals 30-Jährige, in Köln wohnhafte Schneider Pantaleon Joseph Ries.

In Köln begann er am 30. März 1885 mit dem Bau seiner ersten Orgel, ein Werk mit 14 Register für Rödgen (Sieg), welche am 2. März 1886 von dem damaligen Direktor des Gregoriushauses in Aachen, Herrn Böckler, revidiert und als umwälzendes Werk von ganz besonderer Schönheit befunden wurde.

Orgelbauer Theodor Kühn in Schmiedefeld erwarb das Mitbenutzungsrecht für die pneumatische Lade. Kühn wurden in den Jahren 1886 und 1887 die Windladen und Spieltische für eine ganze Reihe Orgeln geliefert.

Im Jahre 1888 baute er für die Firma Jehmlich aus Dresden eine Orgel für das dortige Lutherfestspiel. Als erste Orgel in Köln wurde 1887 ein Werk mit 12 Registern für die katholische Kirche in Köln - Bayenthal erbaut. Im Jahre 1891, also nachdem er kaum 6 Jahre selbständig war, lieferte er für die Firma Jehmlich, Dresden als Opus 24 die Windladen und die pneumatische Einrichtung für die große, 72 registrige Orgel in der Marienkirche zu Zwickau. Opus 25 war die Orgel von 20 Registern in Köln - Rodenkirchen im Jahre 1890.

Als erstes großes Werk, Opus 41, wurde ihm im Jahre 1895 die 57registrige Orgel für Maria-Himmelfahrt in Köln übertragen. Diese außerordentlich schöne und gute Orgel war damals die größte Orgel in Köln und Umgebung. Opus 40 war 1896 die Orgel in Köln-Deutz mit 40 Registern.

Inzwischen war auch das Ausland auf ihn aufmerksam geworden, und er konnte Orgeln nach Belgien, Luxemburg und Amerika liefern.

Im Jahre 1897 baute er die 39registrige Orgel für die katholische Kirchengemeinde in Solingen, 1898 eine Orgel von 36 Registern für St. Gereon zu Köln, für Mönchengladbach eine Orgel von 39 Registern. Im Jahre 1900 baute er die große Konzertorgel in der Philharmonie Köln mit 71 Registern auf 4 Manualen. Das 4. Manual hatte eine pneumatische Leitung von 80 Metern ohne Zwischenstation und arbeitete zur vollen Zufriedenheit. Beim Konkurs der Philharmonie kam diese Orgel nach St. Maria im Kapitol zu Köln und wurde auf 90 Register erweitert. Im Jahre 1900 baute er eine Orgel von 40 Registern für die katholische Kirche zu Uedem, für Saloniki (Türkei) eine Orgel von 23 Registern, für Costarcia eine Orgel von 10 Registern, im Jahre 1901 für Pantaleon, Köln, eine Orgel von 31 Registern, für Solingen, evangelische Kirche, eine Orgel von 43 Registern.

Im Jahre 1902 wurde die erste patentierte Windlade, da Schneider das Patent hatte verfallen lassen, wieder aufgenommen.

1902 wurde die Orgel in Düsseldorf, St. Rochus, mit 72 Registern erbaut. Im gleichen Jahr baute er eine Orgel für die Gewerbeausstellung in Düsseldorf und erhielt dafür die große Staatsmedaille. Diese Orgel mit 45 Registern kam in den Dom zu Altenberg. Inzwischen hatte er zwei seiner Söhne in das Geschäft aufgenommen, welche unter seiner Leitung eine gute Lehrzeit durchmachten. 1904 wurde für Mönchengladbach die erste Elektropneumatik ausgeführt, 1906 erhielt er den Auftrag für Kevelaer, 122 Register, später elektrifiziert und auf 131 Register erweitert, und Neuss, St. Quirinus, 78 Register. Im Jahre 1906 nahm er den dritten Sohn ebenfalls ins Geschäft auf und gründete die Filiale in Kevelaer. 1908 wurde die Orgel in St. Maria im Kapitol auf 90 Register erweitert, 1910 baute er die Orgel für die Liebfrauenkirche in Münster mit 61 Registern, 1910 Ibbenbüren mit 42 Registern; Essen, St. Josef mit 47 Registern; Herz-Jesu, Köln, 1912, 63 Register; St. Mauritius, Köln, 50 Register; 1913 Duisburg-Hochfeld 47 Register; 1914 Berlin, St. Matthias, 51 Register; Borbeck 53 Register; Columba, Köln 45 Register.

Am 1. Juli 1914 übergab er das Geschäft seinen drei Söhnen, blieb jedoch nach wie vor mit größtem Interesse seinem Beruf treu. Bei der Übergabe machte er folgende Eintragung in die Geschäftsbücher:

"Bis hierher hat Gott geholfen. Bittet, so wird Er euch auch weiterhelfen. Seid fleißig zu halten die Einigkeit durch das Band des Friedens! Einer trage des Anderen Last. Edel sei der Mensch, hilfreich und gut."

Am 27. April 1928 verstarb Ernst Seifert (Ehrenbürger seines Geburtsortes Sülzdorf).