Johann Michael Wagner

(1723-1801)


 - Der Begründer der Schmiedefelder Orgelbautradition -


Johann Michael Wagner wurde am 19. Januar 1723 in Schmiedefeld/Rennsteig geboren. Seine Ausbildung zum Orgelbauer erhielt er von 1741 bis 1747 beim Gothaer Hoforgelbauer Heinrich Carl Christian Hoffmann (um 1710-1779).

In den Jahren 1747 bis 1751 war Wagner Geselle bei Johann Caspar Beck (1703-1774) aus Herrenbreitungen. Sein Lehrmeister galt schon zu Lebzeiten als anerkannter Fachmann seines Handwerks. Die erste gemeinsame Orgel bauten die beiden in die Stadtpfarrkirche zu Laubach/Oberhessen.

Etwa ein Viertel der Pfeifen dieser 1751 fertiggestellten Beck-Wagner-Orgel sind heute noch vorhanden.

Zur gleichen Zeit war auch Orgelbauer Johann Andreas Heinemann (1717-1798) bei Beck. Heinemann entwickelte sich später zum bedeutendsten Orgelbauer Oberhessens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Parallel zur Laubacher Orgel wirkte Wagner auch beim Bau der Orgeln in Wallbach (1748), Metzels (1749?) und Seligenthal (1750) mit. Die Metzeler Orgel gibt es heute nicht mehr. Glücklicherweise ist von ihr der Prospekt erhalten geblieben. Von der Seligenthaler Orgel existiert ebenfalls nur noch der Prospekt. Dieser wurde von den Gebrüdern Peternell 1873 beim Bau ihrer neuen Orgel übernommen.

1749 reparierten Beck und Wagner gemeinsam die heute nicht mehr existierende Lehmann-Orgel in Heinrichs bei Suhl.

 

Auch der jüngere Bruder Johann Michaels, der am 11. April 1734 geborene Johannes Wagner, wurde Orgelbauer. Dieser ist wahrscheinlich identisch mit Johann Christoph Wagner.

Beide Orgelbauer sind heute als die "Gebrüder Wagner" bekannt. Als ältester Bruder war Johann Michael das Oberhaupt der Werkstatt. So wird beispielsweise in den Jahren 1754/55 nur er genannt, als es in die Verhandlungen der Geheimen Kanzlei in Altenburg über die Nachfolge des Hoforgelbauers Tobias Heinrich Gottfried Trost ging.

Ähnlich verhielt es sich wahrscheinlich, als nur Johann Michael als Fürstlich Bernburgischer Hoforgelbauer genannt wurde.

 

Das erste von den Gebrüder Wagner gemeinsam errichtete Instrument war die Orgel in Döschnitz bei Rudolstadt von 1751. Bei ihrer Disposition fallen die Flötenregister auf, die alle französische Bezeichnungen haben. Dies lässt Rückschlüsse auf Lehrmeister und Wanderjahre zu, muss aber noch genauer untersucht werden.

Das gravitätische Orgelwerk vereint in der Prospektgestaltung sowohl die typischen Merkmale der Wagners als auch die Einflüsse aus dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt.

Es ist äußerst bemerkenswert, dass der gerade 28-jährige Wagner als „Ausländer“ diesen Auftrag bekam. Das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt hatte schließlich auch eigene Orgelbauer zu bieten, darunter Johann Elias Schulze, der das Privileg inne hatte.


 

 

Der Orgelcontrakt vom 31. Juli 1750

 

mit Johann Michael Wagner und Johann Christoph Wagner

 

 

 

Disposition 1750





Im Jahr 1753 erneuerten und vergrößerten die Gebrüder Wagner die Orgel in der Erfurter Michaeliskirche. Im selben Jahr begann der Orgelbau für die Kirche zu Blankenburg/Rudolstadt. Die Vorgängerorgel, die seit dem Jahre 1625 in der Blankenburger Kirche gestanden hatte, war am 2. November 1744 einem Brand zum Opfer gefallen.

 

Um 1754/55 kam es zu Verhandlungen der Geheimen Kanzlei in Altenburg über die Nachfolge des Hoforgelmachers Heinrich Gottfried Trost. Anwärter für diesen Posten waren Christian Ernst Friderici (1709-1780) aus Gera und Johann Michael Wagner aus Schmiedefeld. Wohl wegen seines Bekanntheitsgrades und seiner Erfahrung bekam der 14 Jahre ältere Friderici die Hoforgelbauerstelle.

Die Blankenburger Orgel muss nach ihrer Fertigstellung den Schwarzburgischen Hof aber so beeindruckt haben, dass man an die Wagners gleich den nächsten Auftrag im Fürstentum vergab. So bauten sie in den Jahren 1756 bis 1758 die Orgel in die Kirche von Katzhütte.

 

Schon 1755 hatte Johann Michael Wagner einen „accord“ mit der Gemeinde Heubach zum Bau einer Orgel unterschrieben. Diesen Auftrag schnappte ihm aber der privilegierte Orgelbauer Johann Christian Dotzauer (1696-1778) aus Hildburghausen weg. Dotzauer bekam aber die Auflage „... den ... mit dem Schmiedefelder Orgelmacher Wagner geschlossenen accord in allen Puncten erfüllen, und zu dem ersten Clavier noch Flaggeolet 2 Fuß ... Sesquialter 11/2’ Bedingung, daß er die alte Orgel unentgeltlich repariren und stimmen.“

Parallel zur Katzhütter Orgel bauten die Wagners ein Instrument nach Goldlauter (heute zu Suhl). Der Bau der Goldlauterer Orgel dürfte nicht ganz problemlos verlaufen sein. Bereits zwei Jahre zuvor, am 18. Februar 1754, hatten die Goldlauterer einen Vertrag mit Orgelbauer Heinrich Adolph Avemarck aus Kühndorf abgeschlossen. Dennoch erhielten die Wagners dann den Auftrag für ihr Werk, von dem leider nur noch der Prospekt steht. Das Instrument selbst wurde erst 1990 entfernt und durch ein neues ersetzt.

 

Aus den Kirchenakten zu diesem Vorgang

In den Jahren 1757 bis 1762 schloss sich der Orgelneubau in der Hauptpfarrkirche St. Marien zu Suhl an.

Aus den sechziger und siebziger Jahren sind längst nicht alle Orgeln der Gebrüder Wagner bekannt.

Nach Abschluss der Suhler Orgel schrieb Wagner am 10. Juli 1762 ein Kostenangebot zur Reparatur der Schleusinger Albrecht-Orgel. Weiterhin wissen wir von einem Orgelbau nach Weißenbrunn im Jahr 1767. 1906 wurde durch Orgelbauer Strebel aus Nürnberg eine neue Orgel hinter den Wagnerprospekt gebaut.

 

Möglicherweise sind in den 1760er Jahren die Orgeln für Vesser und Asbach gebaut worden.

In Asbach wurde der spätere Mitarbeiter Johann Caspar Holland geboren. Es mag sein, dass Holland seine Liebe zum Orgelbau entdeckte, als die Wagners das Asbacher Instrument aufstellten.

Wie gut die Wagners ihr Handwerk verstanden, zeigt nicht nur die hohe Qualität der noch erhaltenen Orgeln, sondern auch die Tatsache, dass die Gebrüder weit über ihren eigentlichen Wirkungsbereich tätig waren.

Ihre größte Orgel bauten sie in das holländische Arnheim. Dies war zugleich der am weitesten von der Heimat entfernte Orgelbauplatz. Die Orgel wurde in den Jahren 1768 bis 1770 für die Eusebiuskirche zu Arnheim gebaut. Dort hat sie bis in den September 1944 gestanden. In den Kriegswirren des 2. Weltkrieges wurde sie vernichtet.

Der Arnheimer Architekt und Stadtrat H. Portheiner schrieb am 16. Mai 1912 einen Brief nach Schmiedefeld, in dem er dieses außergewöhnliche Orgelwerk beschreibt:

 

Im Jahre 1768 wurden die Gebrüder Michael und Johannes Wagner aus Schmiedefeld in Sachsen mit dem Bau der Orgel beauftragt. Bereits im Jahre 1769 wurde vom Gemeinderate beschlosßen, die alte im Jahre 1541 vom Orgelbaumeister Johan Noster verfertigte Orgel abzubrechen, in dem die neue bereits 1770 fertiggestellt wurde.

Die neue Orgel ist angebracht worden zwischen den vier Turmmauern und wird außerdem von vier Säulen aus schwarzem Marmor mit Kapitälen und Säulenfüßen aus weißem Marmor getragen. Dieselbe ist ausgeführt im Stile Ludwigs XV und macht durch ihre überaus prachtvolle Ausführung, große Dimension und wundervoll, wohllautenden Ton ein neu mächtigen beseelenden Eindruck. Ursprünglich war die Farbe bläulich hell grün, paßend zu dem Stile, später aber im Jahre 1859 wurde die Farbe verändert in porzellanweiß, bis sich im Jahre 1895 die jetzige Umberfarbe erhielt.

Die Orgel hat drei Handtelviere, die auf das schönste bearbeitet sind und ein freies Pedal. Der erforderliche Wind wird durch acht Blasebälge geliefert, von denen drei nur für die Pedalladen bestimmt sind. das Pfeifenwerk ist von innen und außen ganz aus reinem Zinn und die Holzpfeifen des freien Pedals aus Resonanzholz verfertigt, so daß auf die Ausführung die größt mögliche Sorge verwendet worden ist. Bei dem Bau hat man sich nicht nur beeifert eine ausgezeichnete, sondern auch eine hübsche Orgel zu besitzen. Dazu hat die Stadt sich große Opfer gefallen laßen, welche fast Hundertvierzigtausend Gulden betrugen. Alle Baustoffe sind außerdem noch von der Stadt geliefert worden. Den Orgelbauern wurde für Kunst und Arbeitslohn außerdem Bildhauern, Schreinern und Zimmerleuten G 20000,- ausbezahlt. Die Orgel stand damals im Kammerton hat 47 sprechende Stimmen und enthält 3165 Pfeifen von denen die größte 38 Fuß lang war und einen Durchmesser von 15 Zoll hatte. Im Gegensatz zu anderen Orgeln waren bis 1908 die Untertasten der Klaviere schwarz und die Obertasten weiß. Sie hatte ein Pedalregister von 32 Fuß, was nur wenige Orgeln in unserem Lande mit ihr gemeinsam hatten.

Bezüglich den Bau dieser schönen Orgel ist im Kirchenarchiv gefunden worden ein Eichenbrett von 0.80 zu 0.11 Ab., welches zu einem der Blasebälge gehörte und auf dem folgende Inschrift steht:

Joh. Michael et Johannes Wagnerßratres Schmiedefelda.

Diese tüchtigen und berühmten Gebr. Wagner sind geboren in dem Thüringer Dörflein Schmiedefeld, Kreis Schleusingen, welches früher zum Kurfürstentum Sachsen gehörte, jetzt aber preusisch ist. Erstere wurde geboren 19. Januar 1723 und starb am 21. April als Hoforgelbaumeister; Johannes Wagner wurde am 11. April 1734 geboren und ist am 12. Januar 1804 gestorben als Hoforgelbaumeister und Instrumentenmacher. Geboren und gestorben in Schmiedefeld haben sie also im Mannesalter ihr Kunstwerk im Auslande ausgeübt.

Da Schmiedefeld früher ein sehr ärmliches, isoliertes Dörflein war, deßen Einwohner großenteils aus Holzhauern bestanden, ist es um so auffallender, daß grade dort eine Familie lebte, die ein derartiges Kunstfach ausübte und ihr ein solche Berühmtheit verschaffte. Obgleich die Erinnerung an die Gebr. Wagner in Schmiedefeld nur noch lebt durch einen Familienstand in der dortigen Kirche, dem verdienstvollen Orgelbauer Johann Michael Wagner und dessen direkten Nachkommen zuerkannt, war man bis auf den heutigen Tag ziemlich unbekannt damit, was dieselben in anderen Orten und Ländern geschaffen haben; augenblicklich ist man anläßlich Mitteilungen aus Arnheim damit beschäftigt, dort ein kleines Wagner Museum einzurichten.“

Dieses gewaltige Orgelwerk (47 Register) war das einzige, welches die Gebrüder Wagner mit Rückpositiv bauten. In dieser Beziehung mussten sie sich den holländischen Vorstellungen anpassen. Welche Bedeutung die Orgelbauer dem Rückpositiv zuerkannten, zeigt die kräftige Disposition bis hin zum 16’-Register.

 





Quelle: Vente, Maarten A.: Eine Orgel der Gebrüder Wagner in Holland, in: MuK 11. Jg., S. 142-145, Kassel 1939.


Nachtrag



Dass der Beruf des Orgelbauers mit häufigen Reisen verbunden ist, ist bekannt. Und dass die Wagners gemeinsam mit ihren Mitarbeitern außergewöhnlich viel und auch weithin unterwegs waren, zeigt die Arnheimer Orgel. Wie wird sich wohl die Belegschaft der Orgelbaufirma gefreut haben, als es galt, eine neue Orgel in die Schmiedefelder Kirche zu setzen?

Beachtlich für diese 1770 fertiggestellte Orgel ist, dass sämtliche Orgelbauer, die nach den Gebrüdern Wagner in Schmiedefeld ihre Wirkungsstätte hatten, zwar Maßnahmen zur Erhaltung an ihr vornahmen, das Werk selbst aber nicht durch ein neues, modernes zu ersetzen versuchten. Erst nachdem die Schmiedefelder Orgelbautradition beendet und durch die Orgelbauerfamilie Kühn in Schleusingen fortgesetzt wurde, beauftragte man eine Orgelbaufirma mit einem Neubau, bei dem aber der alte Wagnerprospekt glücklicherweise erhalten geblieben ist.

In den Jahren 1776 und 1777 mussten die Wagners mit ihren Mitarbeitern wieder weit reisen: um eine Orgel im sächsischen Hohenstein-Ernstthal zu bauen. Dieses Instrument stand bis 1925 und wurde dann entfernt. Der prächtige Prospekt blieb aber erhalten.

 

Parallel zu den Arbeiten in Hohenstein-Ernstthal liefen die Verhandlungen für die nächsten Instrumente – diesmal wieder in heimatlicheren Gefilden. So wurden im Jahr 1778 gleich zwei Orgeln vollendet: in Vachdorf und in Graba (Ortsteil von Saalfeld).

Der Kontrakt von Vachdorf datiert auf den 13. April 1778. Auf der letzten Seite des Schriftstücks sind die Unterschriften und das Siegel der Gebrüder Wagner zu sehen.

Das Grabaer Instrument verblüfft durch seine Ähnlichkeit mit der Suhler Marienkirchenorgel.

Auch wenn wiederum nur noch der Prospekt geblieben ist, ist aufgrund der Aktenlage Einiges über den Bau dieser Orgel bekannt. So nutzte der Wagnersche Orgelbauergeselle Georg Wilhelm Kappauf diesen Orgelbau, um sich in Saalfeld selbständig machen zu können.

Im Jahr 1780 wurde die wahrscheinlich kleinste Orgel der Wagners nach Volkmannsdorf geliefert.

 

Aus der Werkstatt der Gebrüder Wagner gingen einige Orgelbauer hervor, die es später zu Ruhm und Ansehen gebracht haben. Der eben erwähnte Georg Wilhelm Kappauf bekam durch das Schreiben seines Lehrmeisters das Privileg und machte sich in Saalfeld ansässig.

Der wahrscheinlich erste Schüler aus der Wagnerschen Werkstatt, der es bis zur Selbständigkeit gebracht hatte, war Johann Adam Kleinschmidt. Von ihm sind lediglich die Arbeiten von 1773 an den „beyden Orgeln“ zu Bedheim (gemeint ist die Schippel/Seeber-Schwalbennestorgel von 1711/1721) bekannt.

Ein weiterer Schüler der Wagners war der in Erlau gebürtige Johann Georg Kummer, der bereits 1777 ein Privileg erhielt. Welcher Landesherr ihm dieses erteilt hat, ist nicht bekannt. 1786 erhielt er das Privileg für die Saalfelder Lande. Um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert verlegte Kummer seine Werkstatt nach Erfurt.

Der bedeutendste Schüler dürfte Johann Caspar Holland gewesen sein. Dieser übernahm in den 1790er Jahren die Werkstatt der Gebrüder Wagner. Zuvor erledigte er bereits im Namen der Wagners diverse Orgelarbeiten, beispielsweise in Sonnefeld und Hoheneiche.

Wie bei fast allen Orgelbauern gibt es auch bei den Wagners Lücken in der Liste ihrer Orgelwerke. So fehlen Erkenntnisse über die Orgeln der Jahre 1781 bis 1785. Möglicherweise wurde in dieser Zeit die Orgel in Friedrichroda errichtet, von der heute auch nur noch der Prospekt erhalten ist.

 

Gleich um die Ecke“ von Schmiedefeld, nach Schönbrunn, lieferten die Wagners 1785 ein Instrument mit einem wunderschönen Prospekt. Unmittelbar nach der Fertigstellung dieser Orgel begann ein ähnlich hervorragendes Projekt, wie es der Orgelbau in das holländische Arnheim war. Die Schmiedefelder Orgelbauwerkstatt wurde beauftragt, eine Orgel in die Kreuzkirche in Dresden zu bauen.

Welcher Organologe wäre da nicht gern mal Mäuschen in den sächsischen Landen gewesen, um die Stimmung der dort ansässigen Orgelbauer zu erleben? Da kommen doch tatsächlich die Wagners aus dem kleinen Schmiedefeld und schnappen den Sachsen diesen lukrativen Auftrag vor der Nase weg!

Die Wagners waren gute Anpassungskünstler. Ohne die eigenen Stilelemente zu verleugnen, passten sie ihre Prospektgestaltung in Döschnitz den Vorstellungen der Schwarzburg-Rudolstädter, in Arnheim denen der Holländer und in Sachsens Hauptstadt den sächsischen Vorstellungen an. Der Riss der Dresdner Kreuzkirchenorgel zeigt noch ganz deutlich die Spuren von Gottfried Silbermann (1683-1753).

 

Welcher Ruhm wäre den Gebrüder Wagner noch heute gewiss, wenn ihre großen Orgelwerke von Arnheim und Dresden erhalten geblieben wären!

Der Kontrakt vom 17. März 1786 überliefert uns die Disposition des Dresdner Instruments. Dieses war bereits begonnen, als die Orgel in Gersfeld noch nicht vollendet war. Die Gersfelder Orgel wurde 1787 fertiggestellt.

 






Die letzten bekannten Instrumente wurden sicher unter der Leitung von Johann Caspar Holland gebaut, da dieser vermutlich ab den 1790er Jahren die Geschicke der Orgelbaufirma übernommen hatte. So wurden in dieser Zeit noch Orgeln nach Salzungen (1791), Benshausen (1794) und Schwickershausen (1798) geliefert.

Vom Gehrener Organisten und Stadtschreiber Anton Friedrich Langbein ist bekannt, dass er 1795 die Abnahme der Wagnerorgel in Langewiesen vorgenommen haben muss. Ob in Langewiesen eine Wagner-Hollandorgel gestanden hat, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Neben den Orgeln wurden in der Wagnerschen Werkstatt auch Klaviere gebaut.

Außerdem brachten die Gebrüder auch technische Neuerungen auf den Markt. Eine derartige Neuerung ist bei J. J. Klein in seinem „Lehrbuch der theoretischen Musik in systematischer Ordnung“ folgendermaßen beschrieben:

 

Die Registerschleifen müssen sehr accurat, von gleicher Dicke und nicht zu schwach gemacht werden, damit nicht zwischen denselben der Wind hindurch und in die benachbarten Canzellen (Windladen) schleiche, wodurch ein unangenehmes Mitsingen der nahe stehenden Pfeifen entstehe, welches man Durchstechen nennt, und das gleichwohl zuweilen zu geschehen pflegt, wenn man dieselben sich etwa werfen oder schwinden. Um dieser Unannehmlichkeiten auszuweichen, sind die Gebrüder Wagner, Orgelbauer zu Schmiedefeld, auf die Erfindung gerathen, statt der Registerschleifen völlig viereckige Hölzer, in welche die zu den Pfeifenstöcken führenden Löcher nicht gerade durch, sondern von unten bis in die Mitte, und dann von der Seite bis wieder in die Mitte zu bohren, daß also diese Löcher in einem rechten Winkel zusammengehen, statt unter dem Stock dicht an der Seite desselben anzulegen, in welchem diese Löcher auf gleiche Weise in rechtem Winkel dergestalt gebohrt sind, daß die Löcher an der Seite, wo die Schleife anliegt, herausgehen und auf jene passen, auf dem gespündeten Rahmen aber auf kleinen an besagten Schleifen befindlichen, mit einem Einschnitte oder einer Kerbe versehenen Röllchen ruhen, zwischen welchen und demgespündeten Rahmen oftgedachte Schleifen leicht sich hin und herziehen lassen. Diese Erfindung hat unter mehreren anderen besonders den Vorteil, daß man im Nothfall diese Registerschleifen leicht herausnehmen kann, wozu bey der gewöhnlichen Weise das Abtragen der Pfeifen und Abschrauben der Stöcke unumgänglich nöhtig ist. Diese Erfindung ist an der von gedachten Wagnern neuerbauten Kirchenorgel zu Hohenstein im Schönburgischen wirklich angebracht worden“.

 

Nach dem Ableben der "Gebrüder" - Johann Michael starb am 21. April 1801 und Johannes am 12. Januar 1804 - ging die führende Rolle im Schmiedefelder Orgelbau auf die Familie Holland über.



 

Quellen:

Torsten Sterzik: Zustandsbericht über die Orgel in der Kirche zu Wallbach

Richard Lah: Gutachten über die Wallbacher Orgel

Edgar Marquardt: Die Orgel (persönlicher Bildband)

Staatsarchiv Meiningen Abt. IV 5719

Vicki Brandel: Geschichte des Orgelbaus in Schmiedefeld und seine Zeugnisse in der Gegenwart

Löffler, Dobitzschen „Thüringer Musiker“; Manuskript im Landeskirchlichen Archiv der Evang.-Luth. Kirche in Thüringen

Felix Friedrich/Torsten Sterzik „Das Thüringer Orgelbauerlexikon“ (in Vorbereitung)

Hartmut Haupt: Orgeln in Ost- und Südthüringen

Elisabeth Schubert: Die Orgel in der Hauptkirche St. Marien - Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Hauptkirche St. Marien zu Suhl im Jahre 1991

Pfarramtsarchiv Schleusingen

Hermann Fischer/Theodor Wohnhaas: Historische Orgeln in Oberfranken

Hermann Fischer/Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer

Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen

Maarten A. Vente: Eine Orgel der Gebrüder Wagner in Holland - Musik und Kirche – 11. Jg., Kassel 1939

Felix Friedrich: Die Orgelbauer Johann Tobias Trost und Tobias Gottfried Heinrich Trost

Thüringer Orgeljournal 1997

Saalfelder Weihnachtsbüchlein 1901

Gernot Schmidt: Restaurierungsbericht über die Hauptorgel von Caspar Schippel/Hildburghausen von 1711 und die Schwalbennestorgel von Nicolaus Seeber/Röhmhild von 1721 in der St. Kiliankirche zu Bedheim

Stefan Feig: Gutachten über die Orgel in der Kirche zu Volkmannsdorf

Landeshauptarchiv Dresden - Stadtarchiv

J. J. Klein: Lehrbuch der theoretischen Musik in systematischer Ordnung

J. G. Tauscher: Versuch einer Anleitung zu Disposition der Orgelstimmen nach richtigen Grundsätzen und zu Verbesserung der Orgeln überhaupt



THÜRINGER ORGELJOURNAL 1998